top of page

GUTE PRAXIS: „Gut vernetzt – auch in Coronazeiten!“

Aktualisiert: 22. Feb. 2022

Im Begegnungszentrum den Umgang mit dem Tablet erlernen können ist nicht nur in Coronazeiten eine tolle Sache. Dazu braucht es allerdings die richtigen Voraussetzungen!


Frau B. ist ganz gespannt. Sie hat um 9 Uhr früh einen Termin im Begegnungs- und Servicezentrum Hofgut Goldstein des Frankfurter Verbandes. Erwartet wird sie von einem freundlich lächelnden Herrn oberhalb der 60. Entspannt und völlig stressfrei könne sie den Umgang mit dem Tablet erlernen, hat ihr die Leiterin des Begegnungs- und Servicezentrums, Carmen Simon, versprochen. Sie kennt Frau B. schon lang. Sie weiß, dass Frau B. viele schwere Stunden hinter sich hat. Ihr Mann ist sehr stark an Demenz erkrankt. Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem sie ihn nicht mehr zu Hause versorgen und pflegen konnte. Auch ihr Körper und Seele erkrankten. Der schwere Schritt nahte, ihn in einem Heim unterzubringen. Glücklicherweise fand sie einen Platz, wo er gut betreut wird. Doch die Sorgen wurden nicht weniger. Frau B. wurde sehr oft ins Heim gerufen, um ihren Mann zu beruhigen. Dann kam Corona, und es waren kaum Besuche mehr möglich. Dass sie ihren Mann nicht mehr uneingeschränkt sehen konnte, tat Frau B. sehr weh. Hätte sie damals ein Tablet gehabt, hätte sie wenigstens digital mit ihm in Kontakt treten und ihm ein beruhigendes Lied vorsingen können. Mittlerweile sind die Kontaktbeschränkungen wieder gelockert, aber Frau B. hat das Angebot, die Funktion eines Tablets zu erlernen, sehr gerne angenommen. Wer weiß, welche Zeiten uns noch bevorstehen!?


Sie ist eine wissbegierige und eifrige Schülerin, betont ihr Tutor Hubert Gottschalk. Carmen Simon ist glücklich, ihn als Ehrenamtlichen gewinnen zu können. Mit viel Empathie geht er ans Werk. Was bewegt ihn, so eine Aufgabe zu übernehmen? „Es macht mir Freude, mit Menschen umzugehen, und ich bin dankbar, dass es mir so gut geht. Ich möchte einiges zurückgeben“, betont der gelernte Telekommunikations-Ingenieur bescheiden. Neben Frau B. betreut er im Moment noch 3 weitere Damen im Hofgut Goldstein. Sie alle sind ganz begeistert von dem Angebot und ihrem geduldigen Lehrer.

„Als erstes möchte ich herausfinden, welche Interessen und Hobbies meine Schüler*innen haben“, erklärt er seine Vorgehensweise. „Manche möchten wissen, wie sie mit den Öffentlichen fahren können. Manche wollen eher spielen. Manche haben ihren Fokus auf dem Miteinander-Kommunizieren. Das ist ganz unterschiedlich.“ Zur Seite steht ihm eine weitere Fachkraft, Adollhossein Dehghani. Er ist noch nicht im Ruhestand. Was motiviert ihn, sich trotzdem nebenher zu engagieren? „Ich bin von Beruf Fachinformatiker (Anwendungsentwickler) und habe Freude daran, mein Wissen weiterzugeben. Indem ich versuche, anderen etwas beizubringen, lerne ich auch viel über mich selbst,“ betont er. „Es ist letzten Endes ein beidseitiger Prozess. Man lehrt und lernt.“


Neben dem wöchentlichen Intensiv-Unterricht können sich die Senior*innen bei Fragen gerne telefonisch an ihre Lehrer wenden. Die Tablets dürfen die Senior*innen mit nach Hause nehmen und 4 Wochen kostenfrei nutzen. Danach haben sie vielleicht so viel Freude daran, dass gemeinsam überlegt wird, wie ein Gerät angeschafft und finanziert werden kann. „Vielleicht freuen sich die Angehörigen über eine Idee für ein Gemeinschaftsgeschenk zum nächsten Geburtstag. Oft wissen sie ja nicht, was sie Sinnvolles schenken können und sind dankbar für einen Tipp“, meint Carmen Simon.


Die nächsten Senior*innen, die eine Intensiv-Einweisung in die Tablet-Nutzung bekommen möchten, stehen schon auf ihrer Warteliste. Zusätzlich soll es, wenn es die Pandemielage erlaubt, auch Schulungen und Angebote in Kleingruppen geben. Auch ein regelmäßiges Internet-Café ist geplant. „Am allerwichtigsten ist mir, dass die Senior*innen Freude am Umgang mit digitalen Medien haben und nicht verschreckt werden“, erklärt Carmen Simon. „Dazu brauchen die Tutor*innen außer Know-How viel Fingerspitzengefühl und Geduld, Geduld und wieder Geduld. Das schönste Geschenk ist es für uns, wenn die Senior*innen mit strahlenden Augen stolz und voller Freude von ihren ersten kleinen Erfolgen berichten.“

Die FR-Altenhilfe unterstützt das Projekt mit 3.000 € für die Anschaffung von 4 Tablets mit Zubehör, Laptop und Beamer.


Projekt „Gut vernetzt – auch in Coronazeiten!“ des Begegnungs- und Servicezentrum Hofgut Goldstein, Tränkweg 32, 60529 Frankfurt

Verantwortliche Leitung: Carmen Simon

© Carmen Simon




0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page